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Der Tod in Baltimore

Der Tod in Baltimore
VARIANTE 2
von Lilith

Kapitelübersicht:

Kapitel 1: Präliminarien
Kapitel 2: Die Seele des Mörders
Kapitel 3: Interferenzen
Kapitel 4: Immer die Beste
Kapitel 5: Der Luftzug der Macht
Kapitel 6: Im Spiegel
Kapitel 7: Vergügungen

Kapitelübersicht Variante 2:

Kapitel 8: Ein unmoralisches Angebot
Kapitel 9: Die Schlange im Paradies
Kapitel 10: Sonnenuntergang
Epilog

Kapitel 8: Ein unmoralisches Angebot

Nachdem sie den Konzertsaal verlassen hatten, konnte Clarice einen kleinen Seufzer nicht unterdrücken, weil dieser herrliche Abend in Gesellschaft von Hannibal Lecter nun schon beinahe vorüber war. Sie hatte sich zwar auf dem Empfang nicht sonderlich wohl gefühlt, aber Dr. Lecter hatte sein Versprechen wahr gemacht und sie waren zeitig wieder aufgebrochen.

Der Weg zu seinem Bentley war nicht allzu weit, aber Clarice genoss jede Sekunde dieses kurzen nächtlichen Spaziergangs an der Seite von Hannibal Lecter. Sie atmete die kalte Nachtluft tief ein und stellte fest, dass sie sich bei diesem Mann auf eine besondere Art einfach wohl fühlte. Dieses Gefühl bedurfte keiner Worte und auch Hannibal Lecter hatte offenbar kein Bedürfnis nach ausgedehnter Konversation.

Als sie den Bentley erreicht hatten, hielt ihr Dr. Lecter die Wagentüre auf und reichte ihr die Hand, damit sie sich bequem hineinsetzen konnte. Im Anschluss daran ging er mit gemessenen Schritten auf die Fahrerseite und stieg ebenfalls ins Auto.

In Erwartung einer langen Heimfahrt lehnte sich Clarice gemütlich in ihrem Sitz zurück, allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, als Hannibal Lecter den Schlüssel ins Zündschloss seines Bentley steckte und den Motor anließ, nur um ihn gleich wieder abzustellen.

Clarice blickte verwundert zu ihm herüber und fragte sich, was ihn zu diesem Verhalten veranlasst haben könnte. Hannibal Lecter hatte seinen Kopf zu ihr gedreht und seine Hände auf das Lenkrad gelegt. Sie musste ihn erstaunt – und wohl auch ein bisschen erschreckt angesehen haben, denn er schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.

"Nur keine Panik, Clarice, ich gehöre nicht zu den Männern, die Mädchen unangemessene Avancen in Autos machen", sagte er schließlich. "So etwas wäre taktlos und ich finde Taktlosigkeit unsäglich abstoßend."

Da Clarice nicht genau wusste, worauf er hinauswollte, versuchte sie ein Lächeln, wusste aber selber, dass es ihr wegen des mulmigen Gefühls, das sie plötzlich verspürte, nicht ganz gelang.

"Ich versichere dir, zumindest an diesem Ort bist du vor eventuellen Nachstellungen meinerseits absolut sicher, Clarice. Ich habe mir allerdings gerade eine Frage gestellt, die du mir in deinem eigenen Interesse ehrlich beantworten solltest, ehe wir uns auf die lange Rückfahrt nach Charlottesville machen."

Clarice drehte sich mit gemischten Gefühlen zu ihm herüber. Sie vertraute ihm, war aber nicht wenig irritiert von der Tatsache, dass sie fast ein wenig enttäuscht darüber war, dass er ihr keine wirklichen Avancen machen wollte. Die erotische Spannung, die mittlerweile zwischen ihnen herrschte, war beinahe greifbar geworden. Zumindest sie hatte sie den ganzen Abend über gespürt.

Außerdem missfiel ihr ein wenig, dass er sie als Mädchen bezeichnet hatte. Manchmal schien es ihm einen geradezu teuflischen Spaß zu bereiten, den Abgrund, der intellektuell und altersmäßig zwischen ihnen klaffte, besonders hervorzuheben. Leicht verärgert hatte sie den beinahe zärtlichen Unterton nicht bemerkt, mit dem er dieses Wort ausgesprochen hatte.

Deshalb konterte sie ein wenig heftiger, als es dieser harmlosen Spitzfindigkeit zukam:

"Und was ist das für eine Frage, die du einem Mädchen nicht auch während der Fahrt stellen könntest?"

Ihr offensichtlicher Unmut amüsierte ihn so sehr, dass er sich sehr stark zurücknehmen musste, um nicht laut aufzulachen. Das Instrumentarium, das seiner jungen Begleiterin für ihren gefühlsmäßigen Ausdruck zur Verfügung stand, war ausgesprochen ungeschliffen. Clarice würde noch eine ganze Weile brauchen, um sich zu einer Frau mit wirklicher Raffinesse auf dem Gebiet zwischenmenschlicher Beziehungen zu entwickeln.

Hannibal Lecter liebte Frauen. Genau genommen betrachtete er sie aber mehr als schmückendes Beiwerk, denn als wirkliche Herausforderung. Wenn eine Frau es schaffte ihn zu amüsieren, genoss er die Strategien des weiblichen Geschlechts außerordentlich. Die vorhersehbaren, berechnenden Versuche mancher Frauen, die Männer zu umgarnen und um ihren Finger zu wickeln, fand er hingegen langweilig. Umso erfrischender erschien ihm Clarices ehrliche Reaktion auf seine subtile Bemerkung. Auch wenn er damit Gefahr lief, einem der ältesten Klischees der Menschheit zu entsprechen: das des alternden Mannes mit der jugendlichen Geliebten.

Nicht dass ihn diese Erkenntnis in irgendeiner Weise tangiert hätte. Hannibal Lecters Ego brauchte keine junge Frau, um sich wieder in seine Jugend zurückzuversetzen. Oh nein. Er hatte keine Sehnsucht danach, diese spezielle Zeit in seinem Leben noch einmal aufleben zu lassen. Die gelegentlichen nächtlichen Rückblenden, die ihm bisweilen fürchterliche Träume bescherten, sagten ihm als erfahrenem Psychiater selber, dass er die Geschehnisse dieser vergangenen Tage bei weitem noch nicht aufgearbeitet hatte. Weggeschoben, aber nicht verarbeitet.

Er brauchte auch keine jüngere Frau um sein Ego insgesamt zu bestätigen. Dafür brauchte er keinen einzigen anderen lebenden Menschen.

Zugleich wurde ihm aber auch mehr und mehr bewusst, dass hinter der gewissen Anziehungskraft, welche die junge Frau an seiner Seite auf ihn ausübte, noch mehr verborgen lag. Seine Faszination für Clarice Starling war stärker als sie es eigentlich hätte sein dürfen.

Eine beunruhigende Feststellung. Das, was ihn zu ihr hinzog, hatte offenbar noch andere, fundamentalere Ursachen.

Aber auch dieser Gedanke wurde in Bereiche seines Gedankenpalastes verdrängt, die er bei seinen normalen Wanderungen üblicherweise nicht aufsuchte. Weggeschoben, aber nicht verarbeitet.

Er würde später noch genug Zeit haben, um über diesen Gedanken zu reflektieren. Für jetzt beschloss er, Clarice Starling ein Angebot zu machen.

"Welche Frage, Clarice? Nun, natürlich die Frage, wo das Mädchen heute Nacht schlafen möchte."

Clarice war wie vor den Kopf geschlagen, als die Bedeutung dieser Frage langsam in ihr Bewusstsein sickerte. Noch vor wenigen Minuten hatte sie sich darüber geärgert, dass er ihr keine Avancen machen wollte und nun, da er sehr dezent, aber doch eindeutig den Beginn einer wirklich intimen Beziehung in den Raum gestellt hatte, ging ihr die ganze Sache offenbar doch ein wenig zu schnell.

Schließlich antwortete sie mit belegter Stimme:

"Welche Möglichkeiten zur Auswahl habe ich denn?"

"Nun", er ergriff ihre Hand, führte sie an seinen Mund, küsste sie zart und begann dann, sie auf genau dieselbe verführerische Art und Weise zu streicheln, wie er es vor dem Spiegel schon einmal gemacht hatte. "Bis Charlottesville ist es eine ziemliche Strecke und es gibt – denke ich - angenehmere Möglichkeiten den Abend ausklingen zu lassen, als mit einer langen Fahrt in diesem Auto."

Clarice Knie wurden weich und sie war unglaublich dankbar, dass sie bereits saß. Seine Stimme hatte eine verführerische Qualität angenommen, die Clarice heißkalte Schauer durch den Körper jagte. Sie wusste, dass sie im Grunde genommen auf ein derartiges Angebot gehofft hatte, und ihr Körper reagierte in einer Art und Weise auf sein dezent formuliertes Angebot, die eigentlich nur eine einzige Antwort zuließ. Allerdings fand sie ihre unmittelbare körperliche Reaktion auf seine Worte fast ein wenig beschämend. Ihre Bereitwilligkeit, in Hannibal Lecters Gegenwart ihre so sorgsam gehüteten Moralvorstellungen einfach über Bord zu werfen, war ihr geradezu peinlich.

Zumindest sollte ich es ihm in meinem eigenen Interesse nicht allzu einfach machen, dachte sie bei sich. Wenn er nur aufhören würde, diese Dinge mit meiner Hand zu machen... Ich kann nicht denken!

Etwas heftiger als beabsichtigt, entzog sie ihm ihre Hand, atmete tief durch und suchte krampfhaft nach einer Möglichkeit, ihr Gesicht zu wahren. Sie wusste wie ihre Antwort letztendlich ausfallen würde und an dem Funkeln in seinen Augen glaubte sie zu erkennen, dass auch er Bescheid wusste. Trotzdem oder genau deshalb versuchte sie es ihrem eigenen Stolz zuliebe wenigstens pro forma mit einer Verzögerungstaktik.

"Ich dachte, du hättest noch eine dringende Sache in Charlottesville zu erledigen?"

Hannibal Lecter, der sich mittlerweile mit seinem gesamten Oberkörper zu ihr gedreht hatte, hielt seinen Kopf auf seiner Hand abgestützt und beobachtete amüsiert, wie sich Clarice innerlich wand. Selbstverständlich zeigte er nach außen hin keinerlei Gefühlsregung, die Clarice einen Anhaltspunkt darauf hätte geben können, wie sehr er jede Minute ihrer Gegenwehr genoss.

Ihre Hinhaltetaktik war zwar ziemlich offensichtlich, aber er sah darüber hinweg, weil er ihre Bereitschaft zu kämpfen zu schätzen wusste. Auch wenn der Ausgang dieses Kampfes von vorneherein klar war, für Clarice war es offenbar wichtig, ihr Gesicht zu wahren. Er beschloss daher, sich auf ihr kleines Spielchen einzulassen.

"Ach, das." Er machte eine wegwerfende Geste mit seinem Kopf. "Ich muss nur noch einen Koffer mit einigen meiner Sachen abholen. Von mir aus hat das keine Eile. Ich kann dich auch morgen Abend zurückfahren und das Ganze erledigen. Der Inhalt des Koffers läuft mir nicht davon", scherzte er.

So einfach gab sich Clarice aber nicht geschlagen.

"Ich dachte, du hättest auch am Sonntag Sprechstunden. Wie kannst du mich denn da morgen Abend nach Charlottesville fahren?"

"Thelma wird morgen früh auf ihrem Anrufbeantworter eine entsprechende Nachricht finden. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Clarice. Es kommt öfter vor, dass ich am Sonntag verhindert bin, aber...", fügte er achselzuckend hinzu, "Ich muss gestehen, dass ich meine Klienten noch niemals versetzt habe, weil ich es vorgezogen habe, im Bett zu bleiben."

Touche.

"Da ich nicht darauf vorbereitet war, habe ich natürlich nichts dabei, um die Nacht in einem fremden Haus zu verbringen, Hannibal. Wir haben Winter und..."

Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte, als sie sah, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, das man bestenfalls als unverschämt bezeichnen konnte.

"Oh, ich kann dir alles zur Verfügung stellen, was du brauchst, wenn du das Gefühl hättest, es zu benötigen, glaub mir."

Er betonte das Wort "wenn" auf eine Art und Weise, die unzweifelhaft klar machte, dass für sie in dieser Nacht keine Wünsche offen bleiben würden. Clarice wusste, sie war besiegt. Dennoch versuchte sie noch einen letzten Einwand. Die einzige Sache, die ihr noch einfiel. Sie musste sich allerdings räuspern, ehe sie sie vorbringen konnte.

"Ich soll also die Nacht im Haus eines Mannes verbringen, den ich noch nicht einmal geküsst habe?"

"Nun, wenn es deine Entscheidung erleichtert, das lässt sich ändern", grinste er und zog sie sanft aber mit Nachdruck zu sich herüber.

Clarice schluckte, hatte aber nicht mehr die Gelegenheit, allzu lange über ihre Situation nachzudenken, denn in einem Sekundenbruchteil hob er ihr Kinn ein wenig an, legte einen Arm um ihre Schultern und senkte seine Lippen auf die ihren.

Clarice hatte das Gefühl, zuwenig Luft zu bekommen, so stark war die Reaktion ihres Körpers auf seine bestimmte Vorgehensweise. Sein Kuss war nicht sanft, wie sie ihn sich in ihren fieberhaften erotischen Träumen ausgemalt hatte. Er warb nicht um sie, er eroberte sie und er nahm ihr dabei beinahe die Luft zum Atmen.

Ohne bewusste Entscheidung, einfach dem Gesetz der Natur gehorchend, öffnete sie ihre Lippen und hieß seine Zunge willkommen, die in sinnlichen Bewegungen damit begann, ihren Mund zu erforschen. Sie fühlte sich ihm vollkommen ausgeliefert und konnte es beinahe selbst nicht fassen, wie sehr sie dieses Gefühl erregte.

Als er sich schließlich wieder von ihren Lippen löste und sie aus seiner Umarmung entließ, hatte Clarice jegliches Zeitgefühl verloren. Sie starrte ihn mit geweiteten Augen an und bemerkte, dass ihre Lippen immer noch so heftig prickelten, als hätte er sich gar nicht von ihnen gelöst.

Hannibal Lecter betrachtete zufrieden sein Werk und gratulierte sich selber zu seiner eisernen Selbstbeherrschung. Obwohl er es sich äußerlich nicht anmerken ließ, hatte er sich bei diesem Kuss ein wenig mehr zurücknehmen müssen, als er es für möglich gehalten hatte. Clarice Starling hatte wirklich eine ungewohnt starke Wirkung auf ihn und er musste sich eingestehen, dass seine Bedürfnisse sich nunmehr auf eine sehr ursprüngliche Ebene verlagert hatten.

Es geschah nicht oft, dass Hannibal Lecter etwas dringend begehrte, aber Clarice Starling wollte er haben, und er wollte sie jetzt.

Als er Clarice betrachtete, die immer noch in seiner Umarmung lag, wurde ihm klar, dass er sich letztendlich um die Befriedigung dieses Bedürfnisses keine Gedanken mehr zu machen brauchte. Er zwinkerte ihr zu.

"Nun, Clarice, was soll es sein. Charlottesville oder mein Bett?"

"Fahr!"

Er startete den Wagen. Nicht eine Sekunde lang hegte er irgendeinen Zweifel bezüglich des Ortes, den Clarice Starling im Sinn hatte.

*****

Als sie wenige Minuten später vor seinem Haus eintrafen, hatte sich die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, wieder auf ein erträgliches Maß abgekühlt. Wie schon zuvor, als sie das Konzerthaus verlassen hatten, wurde auch nach dem erneuten Starten des Autos kein Wort mehr gesprochen. Clarice spürte, dass jedes weitere Wort, jeder zusätzliche Reiz, die gespannte Zurückhaltung zwischen ihnen Beiden überstrapazieren konnte.

Einerseits war sie beinahe ein bisschen stolz auf die Tatsache, dass sie mit ihrer Unerfahrenheit in sexuellen Dingen in diesem so besonders beherrschten Mann ein so eindeutiges Bedürfnis erwecken konnte, andererseits fühlte sie sich im Hinblick auf das Kommende doch ein wenig so, als hätte sie einen schlafenden Tiger geweckt.

Sie hatte seinen Kuss so nicht erwartet. Im Hinblick auf seine frühere höfliche Zurückhaltung, hatte sie sich auf einen zärtlichen, zurückhaltenden ersten Kuss eingestellt. Nun, Hannibal Lecter konnte wirklich für sich in Anspruch nehmen, immer für eine Überraschung gut zu sein. Als die unmittelbare körperliche Erregung über seinen fordernden Kuss abgeflaut war, fragte sie sich unwillkürlich, ob er mit derselben Heftigkeit und Dominanz vorgehen würde, wenn sie sich erst einmal in seinem Schlafzimmer und in seinem Bett befand.

Die fürchterlichsten Geschichten, die sie über das erste Mal von anderen Frauen gehört hatte, streiften blitzartig durch ihren Geist. Sie erinnerte sich plötzlich wieder an jede einzelne grausame Kleinigkeit, die ihre Freundinnen – durchaus mit Genuss - diesbezüglich zum Besten gegeben hatten.

Sie seufzte innerlich, als sie sich selber in Gedanken schalt, die ganze Sache nun doch ein wenig zu sehr zu dramatisieren. Das ist das Leben, Clarice, was willst du eigentlich? Die anderen haben es ja auch überlebt, egal wie sehr sie sich im nachhinein darüber beklagt haben.

Nein, sie würde sich in dieser Angelegenheit nicht zum Narren machen. Sie war eine Starling und Starlings machten keine Rückzieher. Geht nicht, gibt’s nicht, betete sie sich im Geist immer wieder den alten Spruch ihres Vaters aus Kindertagen vor.

Als Hannibal Lecter ihr seine Haustüre aufhielt, drückte sie ihren Rücken durch, huschte an ihm vorbei und trat schnell und bestimmt ein.

Er zeigte ihr einen Platz, an dem sie ablegen konnte, nahm ihr den Mantel ab und führte sie schließlich ins Wohnzimmer, wo er sie aufforderte, sich zu setzen. Sie kam seiner Aufforderung ohne zu zögern nach, obwohl es ansonsten nicht ihre Art war, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen. In diesem besonderen Fall aber beugte sie sich seiner Erfahrung und war im Grunde genommen froh, dass er die Führung übernahm. Clarice beschloss ihm – bis auf weiteres - das Feld zu überlassen und beruhigte sich mit der Tatsache, dass sie ja nichts machen musste, was sie nicht wollte. Hannibal Lecter gehörte mit Sicherheit nicht zu den Männern, die sich einer Frau aufdrängten.

Nachdem sie, wie schon wenige Tage zuvor, auf seiner exquisiten Ledercouch Platz genommen hatte, ging er hinter der Couch vorbei auf die andere Seite und setzte sich ebenfalls. Da sie ein wenig von ihm entfernt saß, tätschelte er mit seiner Hand auf den Platz neben sich und forderte sie so auf, zu ihm aufzurücken. Mit einem verlegenen Lächeln folgte sie seiner Aufforderung. Als sie es sich neben ihm bequem gemacht hatte, legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie an seine Brust.

"Hmm, Clarice. Was soll ich nur mit dem schüchternen Mädchen anfangen, das sich vor wenigen Minuten noch so mutig dazu entschlossen hat, die Nacht unter meinem Dach zu verbringen?"

Er sprach mit leichtem, scherzendem Tonfall, aber er zeigte ihr damit unmissverständlich, dass er sich ihrer Nervosität durchaus bewusst war. Sie hob ihren Kopf und blickte ich prüfend an.

"Du bist doch immer der, der alles besser weiß. Also, sag du es mir."

Hannibal Lecter beugte seinen Kopf zu ihr herunter und küsste ihre Stirn, wobei er sie noch enger in seine Umarmung zog. Gleichzeitig schob er seine linken Hand unter ihre und verschränkte seine Finger mit den ihren.

"Möchtest du noch etwas essen oder trinken, bevor wir nach oben gehen?"

Sie schüttelte den Kopf. Die fatalistische Einstellung, die sie damit zum Ausdruck brachte, reizte ihn zum Lachen.

"Kein Grund, nervös zu sein, Clarice. Ich denke, wir beide sollten jetzt nach oben gehen und ein schönes, langes Bad zusammen nehmen. Das wird dich entspannen und dir genug Zeit und Raum geben, um dich an die Situation zu gewöhnen. Na, wäre das akzeptabel für dich?"

Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Ob vor nervöser Anspannung oder unterschwelliger Erregung konnte sie nicht so genau unterscheiden. In jedem Fall brachte sie keinen Ton heraus und konnte nur nicken.

"Gut. Dann geh jetzt bitte nach oben. Die dritte Türe rechts ist mein Schlafzimmer. Von dort aus führt eine Türe in ein sehr komfortables Bad. Ich würde es sehr begrüßen, wenn du alles vorbereiten könntest, während ich hier unten noch einige Sachen erledige und das Haus abschließe."

Er küsste zärtlich die Fingerspitzen ihrer Hand, die er noch immer in seiner gefangen hielt, ehe er sie losließ.

Als sie aufstand und an ihm vorbei aus dem Wohnzimmer gehen wollte, gab er ihr einen verspielten Klaps auf ihr Hinterteil. Überrascht drehte sie sich zu ihm um und sah wie er sie amüsiert musterte. Die Geste war so ungewohnt vertraulich, dass Clarice beinahe ein wenig schockiert darüber war.

Als dein Liebhaber darf er sich solche Freiheiten herausnehmen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie lächelte ihn an, ehe sie sich endgültig auf den Weg nach oben machte.

*****

Die Bezeichnung "ein sehr komfortables Bad" war natürlich wieder eine von Hannibal Lecters typischen Untertreibungen gewesen. Erneut wurde Clarice vor Augen geführt, welche Welten zwischen ihrer eigenen Lebenswelt und der von Hannibal Lecter standen.

Das Bad war dermaßen luxuriös ausgestattet, dass sich Clarice einfach nicht daran satt sehen konnte. Besonders die Badewanne fand ihre ungeteilte Zustimmung und allein die Freude darüber, sie benutzen zu dürfen, ließ sie beinahe vergessen, warum sie eigentlich hier war.

Clarice badete für ihr Leben gern, aber es war in ihrem Leben schon immer ein seltener Genuss gewesen. Sowohl im Weisenhaus, als auch im Studentenheim hatte sie nur Zugang zu Gemeinschaftsduschen gehabt und ihrer sonstigen Erfahrung nach waren Badewannen in privaten Häusern eher klein und länglich.

Diese hier stand inmitten des Bades, nahm sogar einen großen Teil des Raumes ein und war zur Hälfte im Boden versenkt worden. Sie hatte eine gerundete Form mit seitlich eingelassenen Bereichen, wo man sich aufsetzen konnte und bot zwei Menschen mehr als nur ausreichend Platz. Außerdem hatte sie einen breiten, gefliesten Rand, auf dem man bequem einige Sachen abstellen konnte.

Clarice strich mit der Hand beinahe zärtlich über das glatte Emaille, ehe sie mit einer bestimmten Bewegung den Wasserhahn öffnete und damit begann, Wasser in die Wanne einzulassen. Als sie sich umdrehte, um so etwas wie Badeschaum zu suchen, betrachtete sie auch die übrige Ausstattung des Bades. Es erinnerte sie in seinem Stil ein wenig an die Bilder antiker römischer Luxusbäder, die sie noch aus ihrem Schulunterricht in Erinnerung hatte. In jedem Fall ähnelte es kein bisschen den üblichen Bädern, die sie kannte, mit den zur Zeit so modernen schreiend bunten und großgemusterten Fliesen.

Als sie neben einem schweren, mannshohen und geschliffenen Spiegel eine Ablage mit verschiedenen Fläschchen entdeckte, steuerte sie geradewegs darauf zu und nahm eine davon herunter, die sie besonders ansprach. Sie öffnete das Fläschchen, beschloss, dass ihr der Duft zusagte, und kippte eine kleine Menge davon in das Badewasser, das schon in die Wanne eingelaufen war.

Als sie ihre so genannten Pflichten erledigt hatte, überkam sie das Gefühl, dass Hannibal Lecter eigentlich schon längst wieder bei ihr hätte sein sollen. Sie verließ das Bad und ging auf Zehenspitzen durch das nicht minder opulent ausgestattete Schlafzimmer zur Türe und wollte gerade in den Gang lugen, als seine gedämpfte Stimme aus der Eingangshalle zu ihr heraufdrang. Er sprach offensichtlich gerade eine Nachricht auf Thelmas Anrufbeantworter. Wie es schien, war das Licht im unteren Stockwerk bereits ausgemacht worden.

Im Bruchteil einer Sekunde traf Clarice die Entscheidung, dass sie diese Zeit eigentlich nutzen müsste, ehe er nach oben kam. Sie stürmte ins Bad zurück, riss sich die Kleidung vom Leib und stieg schnell in die halbgefüllte Wanne und das schaumbedeckte Badewasser.

Zufrieden mit sich selber, ließ sie sich bis zum Kinn in das warme Wasser sinken und seufzte genussvoll auf, als es sanft ihren Körper umspülte. Keine Sekunde zu früh, denn plötzlich hörte sie neben sich Hannibal Lecters Stimme.

"Was für ein geschickter Schachzug von dir, Clarice. Trotzdem wird dir der gesamte Badeschaum nichts nützen, wenn ich erst einmal zu dir in die Wanne gestiegen bin, meine Schöne. Es gibt viel amüsantere Wege einen Körper zu erforschen, als nur mit den Augen."

Sie drehte ihren Kopf zu ihm und sah wie er ihr einen spöttischen Blick zuwarf.

"Ich hatte ohnehin nicht vor, dein Schamgefühl allzu sehr zu verletzen. Darüber hinaus finde ich gedämpftes Licht im Zusammenhang mit dem, was wir vorhaben, viel reizvoller."

Sie richtete sich neugierig auf und beobachtete seine Vorbereitungen. Er hantierte mit einigen kleinen Kerzen herum, die er anzündete und auf den gefliesten Rand der Badewanne stellte. Außerdem standen da noch eine Schale mit Konfekt und eine bereits geöffnete Flasche Champagner, nebst zwei Champagnergläsern.

Noch ehe Clarice sich zurückhalten konnte, platzte es aus ihr heraus:

"Willst du mich betrunken machen?"

Er lachte.

"Eine fachgerechte Verführung ist eine diffizile Angelegenheit, also vertrau mir und füge dich in dein Schicksal", scherzte er und warf ihr einen Seitenblick zu um sicherzustellen, dass sie ihn auch genau beobachtete, als er damit begann, seine Manschettenknöpfe zu lösen.

"Was habe ich von einer Verführung, wenn ich nicht bei Sinnen bin?" konterte sie in demselben scherzhaften Tonfall und wendete den Blick nicht eine Sekunde lang von ihm ab.

"Du möchtest immer alles genau wissen, hm? Also gut."

Er war mittlerweile damit beschäftigt sein Hemd aufzuknöpfen und registrierte belustigt den subtilen Wechsel in ihrer Atmung, als er seinen Oberkörper freimachte.

"Üblicherweise habe ich es nicht nötig, meine Frauen zu berauschen, aber in deinem Fall mache ich aus ganz bestimmten Gründen eine Ausnahme. Glaub mir, du bist im Moment ein wenig zu verkrampft, um die ganze Sache wirklich genießen zu können."

Er legte das Hemd über einen Hocker und begann, sich an seinem Gürtel zu schaffen zu machen.

"Aber nichtsdestotrotz ist diese Sache außerordentlich genussvoll, wenn du dich fallen lassen kannst, Clarice. Der Champagner wird dir dabei helfen. Alkohol hat – natürlich nur in Maßen genossen – einen enthemmenden Effekt auf den menschlichen Metabolismus."

"Ich bin enthemmt."

Diese spontane Bemerkung provozierte ein Lachen bei ihm. Er ließ die Hose zu Boden fallen und stieg einfach aus den Hosenbeinen. Clarice versagte beinahe der Atem, als sie ihn nur noch mit Shorts und Socken bekleidet vor sich sah. Er sieht verdammt gut aus für sein Alter, dachte sie unwillkürlich bei sich.

Dr. Lecter beobachtete sie mit funkelnden Augen, ehe er sich daran machte, seine Socken auszuziehen. Als er an seine Taille griff, um sich der Shorts zu entledigen, hörte er sie erstickt einatmen und registrierte zu seiner ungemeinen Erheiterung, dass sie den Kopf abgewendet hatte.

"Für das, was wir heute Abend brauchen, nicht enthemmt genug, Clarice", spottete er.

Clarice beschloss ihn zu ignorieren, schloss ihre Augen und legte den Kopf zurück. Sollte er seine Performance doch für sich alleine abziehen. Sie hatte genug gesehen.

Sogar mit geschlossenen Augen registrierte sie die Veränderung des Lichteinfalls, als er das Licht abschaltete. Sie öffnete ihre Augen aber erst wieder, als sie an der Bewegung des Wasser spürte, dass er in die Wanne gestiegen war und sich neben sie gesetzt hatte.

Alles, was jetzt noch an Beleuchtung übrig war, waren die kleinen Kerzen, die rund um die Wanne herumstanden. Mit ihrem warmen und weichen Licht und in Kombination mit der vollkommenen Schwärze dahinter, schufen sie einen intimen Rahmen, der nur sie und Hannibal Lecter einschloss.

Als er bemerkte, dass sie ihre Augen wieder geöffnet hatte, griff er nach hinten und schenkte ihr ein Glas Champagner ein. Er hielt es ihr auf eine Art und Weise hin, die keinen Widerspruch duldete. Trotzdem zögerte Clarice eine Sekunde, ehe sie das Glas aus seiner Hand nahm und unter seinem aufmunterndem Blick an der bernsteinfarbenen, prickelnden Flüssigkeit nippte. Sie keuchte erstaunt auf, als sie den ersten Schluck davon zu sich genommen hatte.

"Er ist herrlich", stieß sie hervor und machte gleich noch einen tiefen Zug. Als sie erneut absetzte, legte er seine Hand sanft auf die ihre und sagte:

"Nicht so schnell, Clarice. Es sei denn, du möchtest wirklich nichts von dem mitbekommen, was ich heute noch mit dir vorhabe."

Seine Worte brachten die Wirklichkeit in ihr Bewusstsein zurück und mit ihr kam auch die Nervosität wieder, die sie in den letzten Minuten so erfolgreich verdrängt hatte. Clarice stellte das Champagnerglas zurück und sah ihn unsicher an. Er legte beruhigend einen Arm um sie und zog sie an seine Brust. Die feuchten Haare auf seiner Brust waren ein wenig rauh an ihrer Haut, als sie sich an ihn schmiegte. Sie fand dieses Gefühl in Kombination mit dem warmen, weichen Wasser ziemlich anregend und wagte es, mit ihrem Bein langsam an dem seinem entlang zu streifen, ehe sie es über das seine legte.

Er sah für sein Alter nicht nur gut aus, er hatte auch noch eine kompakte, kräftige Muskulatur, für die ihn mancher jüngere Mann beneidet hätte. Nachdem sie sich also ein wenig vorgewagt hatte, legte er seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, bis sie ihm direkt in die Augen blickte, ehe er weitersprach und dabei den Zeigefinger zart über ihr Gesicht wandern ließ.

"Ich will ehrlich sein, Clarice. Obwohl ich einer älteren Generation angehöre, lege ich keinen gesteigerten Wert auf deine Unberührtheit. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, dass du mich für diesen wichtigen Moment in deinem Leben ausgesucht hast. Und es beweist auch, dass du Stil hast, Clarice, und Geschmack."

"Und deine letzten Worte beweisen, dass du sehr von dir selber überzeugt bist, Hannibal Lecter."

"Ich habe auch allen Grund dazu. Zumindest hat sich noch keine meiner Frauen beschwert, eher im Gegenteil."

"Wie viele Frauen hattest du denn, die du in den Zeugenstand rufen könntest?"

"Genug, um es mit einem vorlauten Mädchen wie dir aufnehmen zu können."

Er drehte sich in einer schnellen Bewegung auf den Bauch und zog sie mit sich, sodass sie unter ihm zu liegen kam. Sein Zunge fand ihren Nacken und glitt langsam nach oben, ehe er seine Lippen fest um die zarte Haut an ihrer Halsbeuge schloss, während seine Hände spielerisch an ihrem Körper entlang glitten. Das plötzliche und überwältigende Gewicht seines Körpers auf dem ihren ließ sie die Luft scharf und hörbar einziehen. Clarice hob unbewusst ihren Rücken an und als er ihre Brüste an seinem Oberkörper spürte, legte er einen Arm hinter ihren Rücken und hob sie ein wenig aus dem Wasser, während er gleichzeitig und unerträglich langsam seinen Mund von ihrer Schulter bis zum Ansatz ihrer Brüste wandern ließ.

Clarice legte ihren Kopf zurück und genoss diese herrliche Tortur. Schließlich ließ er sie langsam wieder ins Wasser zurück und spielte mit seiner Zunge an ihren halbgeöffneten Lippen weiter.

"Hm, du schmeckst köstlich, Clarice. Sag mir, warum versteckst du diesen ansehnlichen Körper unter einer so langweiligen und nichtssagenden Kleidung? Dein Dekolleté war sehr einladend heute Abend und ich habe mich insgeheim gefragt, ob es das erfüllen kann, was es so aufreizend versprochen hat."

Ein heißer Schauder durchzuckte sie, als ihr bewusst wurde, dass er sie trotz seiner nach außen gezeigten stoischen Ruhe und abseits der üblichen Höflichkeiten sehr wohl als Frau wahrgenommen hatte.

"Und hat es deinen Erwartungen entsprochen?" fragte sie atemlos.

"Durchaus, Clarice. Du gehörst zu den wenigen Frauen, die zwar unscheinbar verpackt sind, aber dennoch keine der Erwartungen, die man in sie gesetzt hat, enttäuschen. Im Gegenteil. Ich frage mich, welche hübschen Überraschungen du noch für mich bereit hältst."

Sie spürte, dass sie errötete, und weil sie keine Antwort auf dieses Kompliment wusste, versuchte sie ein Ablenkungsmanöver:

"Möchtest du nicht auch etwas Champagner?"

"Sicher. Aber ich würde ihn lieber in etwas unkonventionellerer Form genießen, wenn du mir gestattest."

Er griff nach der Champagnerflasche und ließ ein wenig von dem teuren Getränk über ihren Oberkörper laufen. Noch ehe die Flüssigkeit ihren Weg ins Badewasser gefunden hatte, leckte er sie genussvoll von ihrer warmen Haut. Das Zittern, das ihren Körper bei jeder Berührung mit seiner Zunge durchlief, verstärkte seinen eigenen Genuss.

Er wiederholte dieses beinahe dekadente Spiel einige Male, wobei die streichelnden Berührungen seiner Zunge ihre Brüste mit besonderer Aufmerksamkeit bedachten. Er spielte mit ihren Brustwarzen, leckte und saugte langsam und lasziv in kreisförmigen Bewegungen daran, bis sie sich so verhärtet hatten, dass sie schmerzten. Immer häufiger wurden die lang gezogenen, zarten Bewegungen seiner Zunge von kleinen, unterdrückten Seufzern aus ihrem Mund untermalt.

Als er der Meinung war, genug an ihr herumgespielt zu haben, betrachtete er sein Werk. Clarice war mittlerweile in einem Stadium hochgradiger Erregung angelangt und grummelte unwillig, als er von ihr abließ.

"Keine Sorge, Clarice. Das hier ist noch besser…."

Mit diesen Worten ließ er seine Hand langsam nach unten gleiten und schob seine Finger zart zwischen ihre Schamlippen. Den gurgelnden Laut, den sie von sich gab, als er sie an dieser sensiblen Stelle massierte, nahm er mit Befriedigung zur Kenntnis.

Sie blickte ihn mit weitgeöffneten Augen an und wollte gerade etwas sagen, als er seine Liebkosung unterbrach und ihr einen Zeigefinger auf die Lippen legte. Schließlich drehte er sich um, lehnte sich gegen den Wannenrand und zog sie über sich, sodass sie mit dem Rücken an seiner Brust zu liegen kam. Einen Arm legte er über ihren Oberkörper, um sie fest im Griff zu haben und doch bequem mit ihren Brüsten spielen zu können, die andere ließ er wieder zwischen ihre Beine wandern.

Clarice legte ihren Kopf zurück, der auf seiner Schulter zu liegen kam. Wie durch eine Schicht aus Watte hörte sie Hannibal Lecters sanfte und verführerische Stimme nahe an ihrem Ohr:

"Das hier ist für dich, Clarice, allein für dich. Ich möchte, dass du vom heutigen Abend so viel hast wie nur möglich. Ich möchte, dass du das hier mit mir zusammen genießt."

Er knabberte sinnlich an ihrem Ohrläppchen und reizte sie weiter mit seinen Fingern.

Clarice keuchte und begann unbewusst damit, sich auf ihm zu winden, erkannte aber sehr schnell die Nutzlosigkeit dieses Unterfangens. In dieser Position konnte sie tatsächlich nicht viel mehr machen, als sich seinem Können anzuvertrauen, deshalb hörte sie auf, wirklichen Widerstand zu leisten, zu Hannibal Lecters nicht unbeträchtlichen Bedauern. Eine kleine Spitze konnte er sich allerdings nicht verkneifen. Die Gelegenheit war einfach zu einladend.

"Hmm", schnalzte er genießerisch mit der Zunge. "Du solltest diese Bewegungen gut in Erinnerung behalten, meine Liebe, du wirst diese Technik heute noch einmal brauchen."

Clarice war viel zu sehr in ihr Lustgefühl versunken, um auf seine Worte angemessen zu reagieren. Der Reiz war mittlerweile so stark, dass sie unbewusst versuchte, seiner forschenden Hand zu entkommen, aber er hielt sie eisern fest und unterbrach seine Handreichungen nicht einen Augenblick.

"Hattest du eigentlich schon einmal einen Höhepunkt?"

Als sie nickte, zog er ihren Kopf zu sich herüber.

"Aber mit Sicherheit keinen, der so gut war wie dieser..."

Als er ihren Mund mit einem beinahe forschen Kuss eroberte, musste Clarice die Erfahrung machen, dass dieser arrogante Mann wieder einmal Recht hatte. Der doppelte sinnliche Reiz - seiner Zunge und der seiner Finger - war zuviel für sie und in einem krampfhaften Aufbäumen erreichte sie einen Höhepunkt, der jede zuvor gemachte erotische Erfahrung weit hinter sich ließ.

Hannibal Lecter hielt sie an sich gepresst und genoss jede einzelne lustvolle Woge, die durch ihren Körper rollte. Als er spürte, wie die Nachwirkungen nachließen und sie sich wieder entspannt hatte, richtete er sich ein wenig auf, legte beide Arme sanft über ihre Schultern und platzierte ihren Körper zwischen seinen Beinen. Anschließend ließ er ihren Kopf noch eine Weile an seiner Schulter ruhen und streichelte ihr feuchtes Haar.

Clarice ließ sich in seine Umarmung fallen und genoss einfach die wohligen Nachwirkungen des gerade erlebten Höhepunktes und die warmen Wellen des Wassers auf ihrer Haut. Jegliches Gefühl von Peinlichkeit oder Beklemmung schien durch das gerade Geschehene wie ausradiert zu sein. Anders konnte sie sich die Tatsache nicht erklären, dass sie den spürbaren Beweis seiner eigenen Erregung in ihrem Rücken mit solcher Schamlosigkeit zur Kenntnis nahm. Letztendlich war also auch er nur ein Mann und dies war eine Erkenntnis, die sie mit tiefer Befriedigung erfüllte.

Schließlich richtete sie sich auf und blickte ihm direkt in die Augen.

"Das war wundervoll, Hannibal. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich... nun ja, wenn ich...", sie stockte, ehe sie mit wiedergefundener fester Stimme nachsetzte: "Ich würde mit dir gerne dasselbe machen, wie du mit mir."

Er grinste, legte sich in der Wanne bequem zurecht, breitete beide Arme aus und platzierte sie neben sich auf dem Rand der Wanne.

"Ich bitte darum. Fühl dich frei zu tun und zu lassen, was immer du möchtest."

Sie lächelte zurück. Mit einem frechen Grinsen beugte sie sich über seine Brust und ließ – in Erinnerung an seine eigenen Zärtlichkeiten, ihre Zunge sanft und in kreisenden Bewegungen, erst um die eine, dann um die andere Brustwarze wandern.

"Fühlt sich das gut an?"

"Sehr gut."

"Und wie fühlt sich das an?"

Sie hob ihren Kopf nicht an, denn sie fand es irgendwie einfacher ihm nicht in die Augen zu blicken, als sie eine Hand sacht über den Bauch zu seinem erigierten Penis gleiten ließ und damit begann, ihn sanft zu streicheln. Eine kurze Sekunde lang fühlte sie sich wieder peinlich berührt, als sie mit ihren Fingern seinen Schaft umschloss, aber das Gefühl schlug sofort um, als sie das tiefe Einatmen hörte und das leichte Zucken der Oberschenkel spürte, die diese Berührung bei ihm verursachten.

"Nun, fühlt es sich gut an? Sag schon, Hannibal, sonst muss ich wieder damit aufhören", neckte sie ihn.

"Wage es ja nicht, du ungezogenes Mädchen..."

Seine Stimme klang immer noch viel zu beherrscht für ihren Geschmack. Als sie zu ihm aufblickte, sah sie sein überlegenes, beinahe verschmitztes Lächeln. Clarice verfluchte innerlich ihren Mangel an Erfahrung und hatte plötzlich das starke Bedürfnis, diese Beherrschung zu Fall zu bringen. Diesen ruhigen, überlegenen Ausdruck aus seinem Gesicht zu wischen und wieder das Tier in diesem Mann hervorzuholen, auf dass sie in seinem Auto einen kurzen Blick hatte werfen können.

"Ja", fiel sie ihm ins Wort. "Aber fühlt es sich besser an als das?"

Sie umschloss seinen Penis nun kräftiger und rieb ein paar Mal sanft aber nachdrücklich auf und ab. Das unterdrückte Stöhnen, das sie dadurch erntete, erfüllte sie mit Stolz und sie fuhr fort. Als sie erneut aufblickte, sah sie, dass sich zwar langsam einige Schweißperlen auf Hannibal Lecters Stirn zu bilden begannen, aber offensichtlich war er immer noch lange nicht an die Grenzen seiner Beherrschung gekommen.

Diese Erkenntnis verärgerte und erregte sie gleichermaßen. Noch ehe sie darüber nachdenken konnte, was sie da eigentlich tat, hob sie ein Bein und kniete sich über ihn. Sie spürte die Spitze seiner Erektion zwischen ihren Beinen, als sie sich nach vorne beugte und ihm mit heiserer Stimme zuflüsterte:

"Jetzt, Hannibal. Nimm mich jetzt. Bitte. Ich möchte dich in mir spüren, so, wie ich dich in meiner Hand gespürt habe..."

Er griff mit einer Hand überraschend grob in ihr Haar und drehte ihren Kopf zur Seite, während er mit der anderen ihre Taille fest umschlang.

"Du gerissene kleine Verführerin, ich warne dich. Du solltest nicht mit Feuer spielen, wenn du noch nicht wirklich bereit dazu bist, es zu löschen, Clarice...", er machte eine gewichtige Pause und bleckte seine Zähne, "...in dir."

Clarice registrierte erstaunt die zurückgehaltene Gefährlichkeit, die er mit seinem Mienenspiel und seinen Worten zum Ausdruck brachte. Der plötzliche Wechsel seiner Stimmung zwischen Spielerei und Aggressivität war atemberaubend und der Eindruck an animalischer Männlichkeit, der sie bereits bei ihrem ersten Kuss früher an diesem Abend so erregt hatte, ließ ihre Muskeln schwach werden vor Erwartung.

Aber sie war nicht bereit dazu, die Kontrolle über die Situation völlig aus der Hand zu geben. Mit einer einzigen flüssigen Bewegung erhob sie sich von seinem Schoß und stand auf. Sich lasziv streckend offerierte sie sich freizügig seinen Blicken. Sie wusste, dass er in seiner Position alles von ihr sehen konnte, wirklich alles, ein Gedanke, der einen beinahe berauschenden Effekt auf sie hatte und erneut ein vertrautes Pochen zwischen ihren Beinen auslöste.

Sie spürte wie das Wasser in langen Spuren an ihrer Haut herunterrann, wie sich ihre Brustwarzen in der plötzlichen Kälte erhoben und sich eine Gänsehaut über ihrer Haut ausbreitete. Aber sie konnte auch seinen heißen Blick spüren, der über ihren Köper wanderte und gierig alles in sich aufnahm, was sie ihm da so freizügig präsentierte.

Wie aus weiter Ferne hörte sie seine Stimme und registrierte befriedigt die rauhe Nuance, die sich in seinen Tonfall gemischt hatte.

"Clarice, du bist ein hoffnungsloser Fall..."

Seine Hände waren plötzlich überall auf ihrem Körper, streichelten ihre Schenkel und ihre Hüften, massierten ihre Brüste, während seine Zunge und seine Lippen an der Innenseite ihrer Oberschenkel spielten. Sie stöhnte leise, als er unendlich langsam jeden einzelnen Teil ihrer Beine und ihres Unterleibs mit seinen flüchtigen Liebkosungen verwöhnend nach oben wanderte.

"Hannibal!"

Sein Name auf ihren Lippen war nicht mehr als der Hauch eines Flüsterns, als seine Zunge an ihrer Klitoris einen Stromschlag durch ihren ganzen Körper jagte. Clarices gesamte bewusste Wahrnehmung konzentrierte sich nur mehr auf ihren Unterleib und die sinnliche Qual, die er ihr an dieser Stelle bereitete. Die Empfindung war so intensiv, dass sie ohne zu überlegen ihre Beine weit öffnete, um ihm den Zugang zu erleichtern.

Sie hörte sich selber leise stöhnen, war aber unfähig, etwas dagegen zu unternehmen, als er mit seiner Zunge an ihr herumspielte, auf und ab- immer wieder - und an ihr saugte und leckte, bis ihm ihr Körper mitteilte, dass sie mehr als bereit war, ihn aufzunehmen.

Ihre Beine waren mittlerweile so schwach geworden, dass sie keinen Widerstand leistete, als er sie an den Hüften packte und wieder zu sich zurück in das Wasser zog. Sie leistete auch keinen Widerstand, als Hannibal Lecter sie ein wenig auf die Seite drehte, eines ihrer Beine nach oben zog und mit der Spitze seiner Erektion ein klein wenig in sie eindrang, gerade so weit, bis er den zarten Widerstand spürte. Beinahe unerträglich langsam, zog er sich wieder aus ihr zurück.

Er wiederholte diese langsamen, kontrollierten Bewegungen einige Male und brachte sie damit jedes Mal beinahe an den Rand eines Höhepunktes. Ihr Herz hämmerte in ihrem Brustkorb und sie glaubte, diesen Reiz nicht eine Sekunde länger ertragen zu können, hatte aber auch nicht mehr die Kraft dazu, irgendetwas zu ihm zu sagen.

Aber das ausgiebige Vorspiel schien auch seine eiserne Selbstbeherrschung mehr als nur ein bisschen strapaziert zu haben, denn diesmal konnte er die Anstrengung, die ihn seine Zurückhaltung offensichtlich kostete, nicht mehr aus seiner Stimme zurückhalten, als er sich zu ihr beugte und ihr zuflüsterte:

"Ja, das mag mein Mädchen, nicht wahr. Warte ab... hmm… wie du das erst mögen wirst."

Er konnte hören, wie sie scharf einatmete, als er sich aus ihr zurückzog und der Spitze seines Penis ihre Klitoris massierte. Der rauhe Laut, der aus ihrer Kehle brach, hätte ihn beinahe wirklich dazu gebracht, seine Beherrschung zu verlieren. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, beschloss er, dass es nun wirklich an der Zeit war, die Präliminarien zu beenden. Nur eine weitere kleine Stimulation mit seinem Daumen genügte, um bei Clarice mehr als den gewünschten Effekt zu erzielen.

Er genoss die Art und Weise, wie ihre Muskulatur sich während ihres Höhepunktes um die Spitze seines Penis krampfte. Er genoss jede einzelne pulsierende Woge im Vorgefühl seiner eigenen Erfüllung. Er registrierte die Weichheit und Nachgiebigkeit, die ihn willkommen hieß, als sich ihre Muskulatur wieder entspannte. Und er beschloss, sich selber keine weiteren Beschränkungen mehr aufzuerlegen. Als er diesmal in sie eindrang, geschah das nicht mit der Absicht, sich gleich wieder zurückzuziehen.

Clarice atmete scharf ein, als er das Hindernis mit leichtem Nachdruck durchbrach. Sie hatte – verloren in ihrem eigenen sinnlichen Rausch - überhaupt nicht mehr an die kleine Unannehmlichkeit gedacht und war auch in keinster Weise auf seine Aktion vorbereitet. Als sie bewusst registrierte, was er gerade mit ihr gemacht hatte, war es auch schon vorbei und alles was ihr blieb, waren die Nachwirkungen eines kleinen Schmerzes und ein leichter Schock über das plötzliche Gefühl, so vollkommen ausgefüllt zu sein.

In demselben Maß wie sie sich entspannte, ließ Hannibal Lecter in seiner Umarmung lockerer und gab sie schließlich wieder ganz frei. Er kniff ihr spielerisch in die Wange. Sie lächelte schwach.

"Sag mir, was ich tun soll, Hannibal."

"Nichts. Bleib einfach so, wie du jetzt bist und lass mich für dich arbeiten." Um seinen Mund spielte ein ironisches Lächeln. "Es wird ohnehin nicht lange dauern, Clarice. Du bist so unglaublich eng, ich glaube, ich kann mich kaum noch zurückhalten."

Als er sich mit langsamen, kontrollierten Stößen in ihr zu bewegen begann, lehnte sie sich ein wenig zurück und präsentierte ihm dabei ihren gesamten Körper. Diese willige Geste schickte Hannibal Lecter beinahe über die Grenze, aber er konnte sich noch einmal fangen. Allerdings nur für kurze Zeit. Er registrierte mit Genugtuung, dass Clarice, wenn schon nicht mit sexueller Lust, dann doch mit einem gewissen Genuss bei der Sache war.

So sehr es ihn auch danach verlangt hätte, er war realistisch genug um zu wissen, dass er an diesem Abend mit keinem weiteren Akt mehr rechnen konnte. Clarice war nicht seine erste unberührte Frau und sie würde zumindest bis zum nächsten Morgen ihre Ruhe haben wollen. Um wenigstens noch ein wenig länger zu genießen, versuchte er sich von der intensiven Lust, die ihm der intime Kontakt mit ihr bereitete, abzulenken, indem er ihr Gesicht betrachtete und eine Hand zärtlich an ihre Wange legte.

Ohne zu wissen, was sie damit anrichtete, schnappte Clarice den Daumen seiner Hand mit ihrem Mund und begann, auf lustvolle Weise an ihm zu saugen und damit seine Stöße zu imitieren. Dieses Szenario war zuviel für ihn. Mit einer heftigen Bewegung zog er sie an sich, legte seine Hände über ihre Brüste und küsste sie leidenschaftlich. Mit einem letzten, diesmal heftigen Stoß, ereichte er seinen eigenen Höhepunkt.

*****

Das rapide kälter werdende Badewasser sorgte dafür, dass sie ihre gegenseitige entspannte Umarmung aufgaben, beschlossen die Badewanne zu verlassen und gegen den Komfort des warmen und weichen Bettes auszutauschen, das im Nebenraum auf sie wartete.

Sie trockneten sich gegenseitig ab, ein Vorgang, der Clarice zum ersten Mal die Gelegenheit gab, Hannibal Lecter nackt zu sehen. Als er die Arme hob und sich streckte, um ihr das Abtrocknen zu erleichtern, bewunderte sie das Spiel der Muskeln an seinem Körper. Er fühlte sich nicht nur so an, er war tatsächlich sehr gut aussehend für sein Alter.

Als sie das Badezimmer verlassen hatten und ihr Blick auf das große, massive Bett fiel, wurden ihre Gedanken kurz abgelenkt, als sie feststellte, dass nicht nur die Bettdecken auf beiden Seiten bereits zurückgeschlagen waren, sondern auch ein hauchdünnes Nachthemd über "ihrem" Polster gebreitet lag.

Sie trat zum Bett und befühlte bewundernd den Stoff unter ihren Händen. Es war aus reinweißer Seide gearbeitet mit einem aufwendigen Oberteil aus Spitze. Clarice war sich des prüfenden Blickes, mit dem Hannibal Lecter sie beobachtete, nicht bewusst, als sie es zu ihrem Gesicht hob und ihre Wange an dem unglaublich weichen Stoff rieb. Zu ihrem eigenen Erstaunen bemerkte sie, dass das Nachtkleid ganz leicht parfümiert war.

Ein kleiner Stachel der Eifersucht packte sie, als sie über die Vorbesitzerin dieses herrlichen Gebildes nachdenken musste. Aber dann gewann ihr praktisches Denken doch die Oberhand über diesen Gedanken und sie streifte es sich schnell über. Es passte, als wäre es für sie gemacht worden, und es fühlte sich wunderbar an auf ihrer Haut.

"Ich habe es in einem Geschäft gekauft, dass seine Lingeriewaren direkt aus Frankreich bezieht. Ich hatte natürlich nicht deine genaue Größe, aber die Verkäuferin hat mir versichert, dass die Spitze, obwohl sie handgearbeitet ist, genügend Spielraum für leichte Fehlkalkulationen zulassen würde. Sie hatte Recht. Es passt dir hervorragend, Clarice."

Sie konnte kaum glauben, was er da eben gesagt hatte.

"Du hast dieses Kleid für mich gekauft? Für mich?"

"Natürlich habe ich es für dich gekauft, Clarice. Weshalb sollte ich wohl sonst ein Damennachthemd in meinem Besitz haben", antwortete er beinahe ärgerlich und fügte hinzu: "Du solltest mir mittlerweile mehr Geschmack zutrauen. Denkst du wirklich, dass ich dir ein abgelegtes Teil einer deiner Vorgängerinnen zukommen lassen würde?"

Sie senkte beschämt den Kopf.

"Es tut mir leid."

"Das muss es nicht, meine Liebe, aber zweifle nie wieder die Originalität meiner Geschenke an, sonst könnte es passieren, dass ich den Spaß daran verliere, dir welche zu besorgen. Und dadurch würde dir einiges entgehen, das kann ich dir versichern", scherzte er.

Clarice starrte ihn für einen Augenblick unsicher an. Das war sie also für ihn. Seine verhätschelte Geliebte. Eine hübsch auszustaffierende Bettgespielin mit Ablaufdatum. Nicht mehr und nicht weniger. Was willst du, das war der Deal, schalt sie sich. Genieß es, solange es dauert. Nur dieser Gedanke ist wichtig.

Sie wusste, dass es ihr nur Schwierigkeiten einbringen würde, wenn sie zuviel wollte. Möglicherweise würde sie die Beziehung damit sogar frühzeitig beenden. Dieses Risiko konnte und wollte Clarice zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingehen. Also schluckte sie die Erwiderung, die ihr bereits auf der Zunge lag, hinunter und legte sich zu Hannibal Lecter ins Bett.

*****

Sie lagen bereits eine ganze Weile nebeneinander in der Dunkelheit und lauschten auf die Atemzüge des jeweils anderen, als Clarice beschloss, noch einmal das Wort an ihn zu richten.

"Hannibal?"

"Hm?"

"Bist du sehr müde?"

Sie hörte das Rascheln der Bettdecke, als er sich zu ihr herumdrehte.

"Nicht wirklich. Du scheinst mir aber auch nicht gerade schläfrig zu sein."

"Nein. Sag...", sie zögerte ein wenig. "Denkst du nicht, dass man den Abend noch ein wenig ausdehnen könnte?"

Sie konnte sein unterdrücktes Lachen hören.

Clarice setzte sich auf und machte die Nachttischlampe an.

"Was!?"

"Was, was?"

"Was ist so lächerlich daran?"

Er richtete sich ebenfalls auf und ließ seinen Blick über ihren Körper schweifen, ehe er ihr vielsagend in die Augen blickte und ihr einen unverschämten Blick zuwarf.

"Meine Güte, Clarice. Ich muss besser sein als ich dachte", grinste er. "Zwei Höhepunkte und eine Defloration waren also noch nicht genug für dich? Du wirst morgen keinen Schritt gehen können, geschweige denn dich auf vernünftige Weise setzen, wenn du deinem Körper jetzt keine Ruhepause gönnst."

Clarice schnaubte.

"Hannibal Lecter, du bist der arroganteste Snob, der mir jemals unter die Augen gekommen ist. Und auch wenn du dich für Gottes Geschenk an die Frauen hältst, gibt es so einiges an dem heutigen Abend, das man bemängeln könnte."

Noch ehe sie reagieren konnte, hatte er sich auf sie gerollt und ihre Handgelenke neben ihrem Kopf fixiert. Als er sie in eine Position gebracht hatte, die ihm zusagte, hob er in gespieltem Entsetzen eine Augenbraue.

"Und das wäre?"

"Nun, da wäre zunächst einmal dein Kontroll-Fetischismus. Würdest du mich loslassen...bitte."

Sie spuckte das letzte Wort beinahe aus. Seine Erheiterung war grenzenlos.

"Vielleicht. Möglicherweise, wenn mir meine ungemein erfahrene und versierte Geliebte gnädigerweise mitgeteilt hat, was genau von meinen Künsten als Liebhaber nicht ihre Zustimmung gefunden hat."

Sie reagierte auf seinen milden Spott indem sie ihr Kinn herausfordernd vorstreckte und tatsächlich versuchte, mit ihren Zähnen nach ihm zu schnappen. Die gefühlsmäßige Reaktion, die sie bei Hannibal Lecter mit dieser spielerischen Geste verursachte, reichte von Erstaunen über ihre Frechheit bis hin zu dem Gefühl absoluter Befriedigung bei dem Gedanken, was für herrliche Dinge er mit dieser Frau anstellen konnte, wenn er ihr erst die notwendigen Fertigkeiten dafür beigebracht hatte.

Als Belohnung für diese kämpferische Geste, rollte er sich etwas von ihr ab, hielt allerdings ihre beiden Handgelenke weiter neben ihrem Kopf fest und blickte ihr vielsagend in die Augen.

Ihre sprühten Funken.

Er beschloss ein Risiko einzugehen, hob seinen Körper ein wenig und begann damit, ihre Lippen mit den seinen zu liebkosen, während er zart seine Nase an der ihren rieb. Sie reagierte auf diese Geste der Beschwichtigung, indem die Spannung in ihrem Köper etwas nachließ, trotzdem blieb – zu seinem Vergnügen - ein Rest an Widerstand erhalten.

Damit hatte sie unbewusst einen Nerv getroffen, denn Hannibal Lecter spielte Machtspielchen für sein Leben gerne. Er atmete tief ein und konnte ein Zucken seines Wangenmuskels nicht unterdrücken wegen der lustvollen Situation, in der sie sich beide gerade befanden. Trotzdem führte dieses gesamte Szenario momentan nirgendwo hin, weil er es aus Rücksicht auf ihre momentane körperliche Befindlichkeit nicht in der Art und Weise ausleben konnte, wie sie es nach dieser Provokation seiner Meinung nach eigentlich verdient hätte. Deshalb beschloss er, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren.

"Ich weiß, du hast nicht viel Erfahrungen mit anderen Männern, deshalb rate ich dir, zumindest in der nächsten Zeit mir die Führung zu überlassen, meine kleine Starling, und nicht etwas zu provozieren, das du bereuen könntest."

Er grinste teuflisch.

"Ich weiß genau, was du eigentlich haben möchtest, und ich versichere dir, du hast das Potential, um meine Beherrschung zu Fall zu bringen. Aber ich warne dich, du solltest diese Tatsache nicht allzu stark strapazieren. Noch nicht. Dein Körper ist noch lange nicht bereit für eine so intensive Form des Liebesspiels."

Er leckte sich mit der Zunge über seine Lippen, eine unbewusste Reaktion die Clarice erschauern ließ. Erneut hob er seinen Körper an und küsste sie besitzergreifend. Er spürte, wie sie weich wurde in seinen Armen, und nutzte die Gelegenheit, um es sich zwischen ihren Beinen bequem zu machen.

"Zumindest eine Besonderheit kannst du bereits jetzt für dich beanspruchen, Clarice. Keine vor dir hat bereits so früh damit begonnen, Machtspielchen mit mir zu spielen."

Mit diesen Worten richtete er sich auf, schob ihr das Nachthemd hoch und fuhr mit seiner freien Hand begehrlich über ihre Hüften und ihr nacktes Hinterteil, was ihm ein wohliges Seufzen ihrerseits einbrachte.

"Ich wäre hocherfreut, wenn wir da fortsetzen könnten, wo wir vorhin aufgehört haben, Clarice, aber komm mir morgen ja nicht damit, dass ich dich nicht gewarnt hätte. Alles, was du an Mitleid von mir zu erwarten hast, ist ein weiches Kissen, auf das du dich setzen kannst."

Als einzige Antwort darauf legte sie ihre Beine um seine Hüften und zog ihn zu sich herunter. Seine harte Erektion, die sich an ihren Schenkel presste, entlockte ihr ein erwartungsvolles Stöhnen.

"Mach einfach…", seufzte sie.

Diesmal gab es kein ausgedehntes Vorspiel, keine ausgefeilten erotischen Zwischenspiele. Clarice keuchte, als er erneut in sie eindrang, heiß, mächtig und pulsierend. Sie spürte den leichten Schmerz kaum, den er dadurch verursachte und der bereits nach wenigen Stößen vollkommen in einem Gefühl blanker Lust und Gier aufging.

Diesmal überließ sie Hannibal Lecter vollständig die Kontrolle und sie machte nicht den geringsten Versuch, an seiner Autorität zu kratzen. Er wiederum honorierte ihr williges Verhalten, indem er sich den Luxus gestattete, sich ein wenig mehr gehen zu lassen als vorhin. Sie konnte sehen, wie sehr er es genoss, das Tempo und auch die Intensität dieser neuerlichen Begegnung zu dirigieren.

Sie erkannte es an der Art und Weise wie er sich über ihr hob und senkte, an der Art und Weise wie sich sein Körper innerhalb kürzester Zeit mit einem dünnen Schweißfilm überzogen hatte.

Sie beobachtete fasziniert die Schweißperlen, die von seiner Stirn tropften und die er ärgerlich wegblinzelte in dem Versuch, nur ja keine Sekunde des Anblicks zu verpassen, den ihm Clarice Starling bot, als sie sich unter ihm wand.

Und sie erkannte es an dem, was er ihr beinahe atemlos ins Ohr flüsterte, als er sich - den Signalen ihres Körpers folgend – seinen eigenen Höhepunkt erlaubte.

Ihr eigener Name war das letzte, was Clarice Starling hörte, ehe ein unglaublich mächtiger Höhepunkt ihren Körper erfasste und alle bewussten Gedanken auslöschte.

*****

Sehr viel später, als sich der sinnliche Rausch wieder gelegt hatte, löste sie sich aus seiner Umarmung, setzte sich auf und blickte auf ihn hinunter. Er strich ihr zärtlich eine Haarlocke aus dem Gesicht.

"Wird es immer so sein?"

"Es wird sogar noch besser sein, Clarice."

Sie blickte ihn mit geweiteten Augen an. Er musterte sie belustigt.

"Es gibt Menschen, Clarice, für die die erste sexuelle Begegnung mit einem Partner einen besonderen Reiz hat. Sie sind immer wieder auf der Suche nach dem Neuen, Unbekannten. Du und Ich, wir gehören nicht in diese Kategorie."

Er zog sie wieder zu sich herunter und platzierte ihren Kopf an seiner Brust.

"Der Reiz des Neuen wird verfliegen, dafür werden wir uns mit jeder Begegnung besser kennenlernen. Die Vorlieben und speziellen Wünsche des anderen besser kennenlernen. Mit der Zeit werden wir einander eine Befriedigung verschaffen können, wie sie während einer kurzen, intensiven Beziehung nie möglich gewesen wäre. Wenn man diese Qualitäten im Auge behält und es über die Jahre hinweg schafft, auch noch hin und wieder Überraschungen für den anderen parat zu haben, dann wird das sexuelle Begehren nicht von der Zeit beeinträchtigt und es wird von Mal zu Mal besser werden."

"Besser als das? Unmöglich."

Er lachte und küsste sie auf die Stirn.

"Du verstehst es, dem Ego eines Mannes zu schmeicheln, Clarice. Sag mir, wie viele Talente hast du noch verborgen, die ich erst aus dir herausbekommen muss?"

"Ich habe eigentlich immer das Gefühl, als würdest du in mir lesen wie in einem offenen Buch", antwortete sie schnippisch und mit erkennbarer Müdigkeit in ihrer Stimme.

"Ich kann vieles aus dir herauslesen, Clarice, aber ich bin noch lange nicht fertig mit dir."

Er hörte ihr Schnauben und fand, dass nun wieder ein wenig Autorität angebracht war.

"Für heute ist es aber genug. Schlaf jetzt."

"Ja, Sir."

Offenbar musste sie immer das letzte Wort behalten. In Anbetracht der vergangenen vergnüglichen Stunden beschloss er, ihr diese Frechheiten ausnahmsweise durchgehen zu lassen.

*****

"Guten Morgen, meine Schöne."

Anstelle des üblichen lauten Weckrufs ihrer Kommilitonen von einer angenehm leisen, männlichen Stimme geweckt zu werden, löste in Clarice Starlings schläfrigem Bewusstsein ein gewisses Gefühl der Desorientierung aus. Im Aufwachen begriffen, beschloss sie, noch ein wenig länger ruhig und mit geschlossenen Augen liegen zu bleiben bis sich in ihrem Inneren die Grenzen zwischen Traum und Realität soweit verschoben hatten, dass sie in der Lage war, das eine vom anderen deutlich zu unterscheiden.

Zurückgelehnt in ihre weichen Kissen, genoss sie das wohlige Gefühl der Schwere in ihrem Körper, das ein paar kostbare Stunden ungestörten Schlafes zurückgelassen hatten, und ließ ihr Bewusstsein langsam in das ungewohnte Ambiente an Wärme und Behaglichkeit gleiten, das der Besitzer dieser angenehmen Stimme offenbar um sie herum geschaffen hatte.

Der feine, aromatische Duft frisch aufgebrühten Kaffees, begleitet von dem leisen Klirren von Porzellan auf Porzellan direkt neben sich, überzeugten sie schließlich von der Notwendigkeit, in die wirkliche Welt zurückzukehren. Mit einem zufriedenen Seufzen öffnete sie die Augen und blinzelte in die sie umgebende Helligkeit.

Als sie sich an das Tageslicht gewöhnt hatte, sah sie zuerst Hannibal Lecter auf seiner Seite des Bettes liegen, und dann das Tablett, das er zwischen ihnen abgestellt hatte. Auf dem Tablett befand sich kein üppiges, aber ein ausreichendes Frühstück mit Kaffee, Orangensaft, geröstetem Brot und Marmelade.

Sie hob ihren Oberkörper an, stützte sich auf einen Ellenbogen und strich mit der anderen ihr zerzaustes Haar ein wenig zurück. Mit einem beinahe scheuen Lächeln blickte sie zu Hannibal Lecter hinüber, der sie, den Kopf auf einen seiner Arme gestützt, offenbar schon eine ganze Weile beobachtet hatte. Ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht, offerierte er ihr wortlos die Dinge, die auf dem Tablett vor ihr ausgebreitet waren.

Während beide frühstückten ohne ein einziges Wort zu sagen, erwachte in Clarice plötzlich ein eigenartiges Gefühl von Verlegenheit, das sich im Verlauf des Frühstücks weiter steigerte. Sie war es nicht gewöhnt, an der Seite eines Mannes aufzuwachen, und sie war es vor allem nicht gewöhnt, verwöhnt zu werden. Außerdem hatte sie mit der ausgesprochenen Vertraulichkeit dieser Handlung nicht wenig zu kämpfen.

Hannibal Lecter seinerseits genoss sein Frühstück sichtlich und mit gutem Appetit. Das hielt ihn aber nicht davon ab zu registrieren, was in seiner hübschen Geliebten vor sich ging. Schließlich entschloss er sich, ihrer Not ein Ende zu bereiten, rückte das Tablett auf die Seite und streckte seinen Zeigefinger aus, mit dem er sanft an ihrem Kinn entlang strich und ihr Gesicht zu sich herüberdrehte.

"Hast du gewusst, dass das Wort Jungfrau in früheren Zeiten nicht eine unberührte Frau kennzeichnete, sondern eine Frau, die keinem Mann gehört, sondern nur sich selbst?"

"Nein." Clarice fand die Frage kurios und konnte sich keinen Reim auf diese Aussage machen. Als er nicht fortfuhr, beschloss sie nachzufragen.

"Warum sagst du mir das?"

"Weil du zu den Frauen gehörst, die dazu neigen, ihr Glück als Ergebnis einer Anstrengung zu sehen. Frauen wie du zeigen eine Tendenz, das freudlose Dasein in einer profanen Arbeitswelt hoch zu bewerten, anstatt sich dem Genuss hinzugeben. Ein Verhalten, das der Stärke dieser Frauen nicht angemessen ist. Ein Verhalten, das dir nicht angemessen ist, Clarice."

Clarice verstand kein Wort von dem, was Hannibal Lecter zu ihr sagte. Stattdessen schmiegte sie sich in seine Hand und rollte sich zu ihm hinüber, um die Distanz zwischen ihnen zu schließen. Bevor sie ihn küssen konnte, legte er allerdings einen Zeigefinger zwischen ihrer beider Lippen. Seine Augen so nah über den ihren zeigten ein solches Feuer, dass sie glaubte, beinahe Funken darin sprühen zu sehen.

"Ich möchte, dass du nie vergisst, dir selber zu gehören, Clarice. Und deshalb möchte ich eine alte Tradition fortführen aus einer Zeit, der ich mich aus verschiedenen Gründen sehr verbunden fühle. Du musst wissen, im Mittelalter stand einer jungen Frau nach ihrer ersten Liebesnacht eine Entschädigung für ihre verlorene Unschuld zu."

Clarice musste plötzlich lachen.

"Eine Entschädigung?"

"Ja. In früheren Zeiten ging es eher um eine materielle Absicherung. Dich dagegen soll mein Geschenk immer an die Reichtümer erinnern, die du in dir trägst, und daran, was deine berechtigten Ansprüche sind."

Clarice richtete sich auf, plötzlich neugierig geworden.

"Zeig es mir."

Mit einem Augenzwinkern griff Hannibal Lecter hinter sich auf sein Nachtkästchen und übergab ihr ein kleines Etui. Gerade als sich Clarice aufgesetzt hatte und sich anschickte es zu öffnen, ergriff er noch einmal ihre Hand, führte sie an seinen Mund und küsste ihre Fingerspitzen.

"Mein Geschenk hat keine tiefere Bedeutung als das, was ich vorhin gesagt habe, und darüber hinaus, die Schönheit einer Frau zu unterstreichen. Denk immer daran, es verpflichtet weder mich noch dich zu irgendetwas."

Für den Bruchteil eines Augenblicks überzog ein harter Ausdruck sein Gesicht, der Clarice beinahe frösteln ließ. Erinnerungen an die gar nicht allzu lange zurückliegenden Empfindungen während ihrer ersten Begegnung mit diesem Mann kamen wieder in ihr hoch, aber sie unterdrückte diese Anwandlung sofort wieder. Sie würde sich von diesen unangenehmen Gefühlen diesen einmaligen Augenblick nicht ruinieren lassen.

Entschlossen klappte sie den Deckel des Etuis hoch und betrachtete fasziniert den Gegenstand, den sie darin vorfand. Es war ein fein gearbeiteter Goldring, in den nebeneinander drei rundgeschliffene Smaragde eingearbeitet waren. Hannibal Lecter betrachtete zufrieden das Leuchten in Clarices Augen, als sie sich den Ring überstreifte und ihre erhobene Hand aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete.

Ihr Gesicht leuchtete geradezu vor Freude. Diesmal hinderte er sie nicht daran, ihre Arme um ihn zu legen und ihn begeistert zu küssen.

Als sich ihre Lippen schließlich wieder von den seinen gelöst hatten, sagte sie:

"Wenn ich das irgendjemandem erzähle, dann kannst du dich vor Angeboten kaum retten."

"Ich bezweifle, dass es heutzutage noch viele Jungfrauen in deinem Alter gibt", konterte er grinsend, wohl wissend, dass seine Bemerkung auf verschiedene Weisen aufgefasst werden konnte. Die tiefe Röte, mit der sich ihr Gesicht nach dieser Replik überzog, war ihm Antwort genug. Clarice würde noch einen weiten Weg zurücklegen müssen, ehe sie die tiefere Bedeutung seines Geschenks wirklich begreifen konnte.

Noch war sie den Spielregeln der Gesellschaft und ihrem uneingestandenen Bedürfnis nach Anerkennung zu sehr verhaftet, um wirklich die charakterliche Reife zu erreichen, die er von einer Frau an seiner Seite forderte. Aber es gab Seiten an ihrem Charakter, die Anlass zur Hoffnung gaben. Trotz ihrer Bereitschaft zur Anpassung steckte in ihr das Potential, sich frei zu machen von den gesellschaftlichen Zwängen und der langweiligen Moral ihrer eigenen kleinen Welt.

Er zog sie zu sich herunter und ließ seine Zunge an ihrem Ohrläppchen spielen. Das leichte Schaudern ihres Körpers beantwortete er, indem er seine Liebkosungen intensivierte und auf Clarices Hals und Nacken ausdehnte. Er kannte genügend erotische Variationen, die den Körper seiner Geliebten nach den Aktivitäten der gestrigen Nacht nicht allzu sehr beanspruchen würden und die dennoch für ausreichende Befriedigung auf beiden Seiten sorgen sollten.

Hannibal Lecter war kein Mensch, der Unschuld irgendeine gesteigerte Bedeutung zumaß, aber er musste sich eingestehen, dass diese ganze Geschichte für ihn einen eigenartigen Reiz hatte. Er wusste genau, dass es nur einer ganz geringen Anstrengung seinerseits bedurft hätte, um die Ereignisse in Gang zu setzen, die Clarices Charakter vermutlich in genau die Richtung führen würden, die er sich im Zusammenhang mit ihr vorstellte. In ihrem Fall allerdings würde er es dem Leben selbst überlassen, diese Arbeit für ihn übernehmen.

Er würde lediglich abwarten und beobachten, ob und wie sich ihr Potential entfaltete. Zweifellos würde sie ihm in der Zwischenzeit genügend Abwechslung bieten, um sein Interesse an ihr wach zu halten. Neben seinen anderen Aktivitäten natürlich.

© 2003 by Lilith

Zum nächsten Kapitel:
Kapitel 9: Die Schlange im Paradies

H I N W E I S :
Diese Fanfiction dient zur Unterhaltung und ist ohne jedes finanzielles Interesse.
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Die Figuren aus den Romanen Red Dragon, The Silence of the Lambs und Hannibal gehören Thomas Harris.
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Kapitelübersicht:

Kapitel 1: Präliminarien
Kapitel 2: Die Seele des Mörders
Kapitel 3: Interferenzen
Kapitel 4: Immer die Beste
Kapitel 5: Der Luftzug der Macht
Kapitel 6: Im Spiegel
Kapitel 7: Vergügungen

Kapitelübersicht Variante 2:

Kapitel 8: Ein unmoralisches Angebot
Kapitel 9: Die Schlange im Paradies
Kapitel 10: Sonnenuntergang
Epilog